Der Tradition König Wilhelm I. von Württemberg verpflichtet
Im Haupt- und Landgestüt Marbach werden drei Stutenfamilien gepflegt: die Familie der Murana I 1808 (Scharnhausen-Weil), die
Familie der Moheba I 1951 (El Zahraa-Ägypten) und die Familie der Nadja 1955 (El Zahraa-Ägypten).
1817 hatte König Wilhelm I. von Württemberg die königlichen Privatgestüte in Scharnhausen, Klein-Hohenheim und Weil
in der Nähe Stuttgarts gegründet. Für die Zucht der edlen Vollblutaraberpferde hatten seine Berater beste Hengste und Stuten
aus dem Orient ausgesucht und erworben. Wilhelm I. schätzte die Vollblutaraberpferde als ausdauernde, leistungsfähige,
sinnesscharfe, temperamentvolle und dennoch äußerst anpassungsfähige Reitpferde. Hengste dieser Rasse waren zudem ideal
geeignet für die Anpaarung an Stuten bodenständiger Rassen für die Zucht von kräftigen und dabei schönen
Wagenpferden. So kamen durch die Vermittlung des Pferdekenners Baron von Fechtig in den Jahren 1816 und 1817 u.a. der Hengst Bairactar und
die Stute Murana I aus der Wüste in das königliche Gestüt Scharnhausen. Bairactar, Leibreitpferd König Wilhelm I., sein
Sohn Amurath 1829 und die Stute Murana I können als Stammeltern der Marbacher Vollblutaraberzucht angesehen werden.
Als Wilhelm I. im Jahr 1864 starb, genossen die Vollblutaraber aus den Königlich Württembergischen Gestüten den Ruf, die
besten Europas zu sein. In diesem Jahr wurden 88 Mutterstuten, 10 Hengste und 230 Fohlen in den Gestüten Scharnhausen, Kleinhohenheim
und Weil gezählt. 1928 wurde der Gestütsbetrieb eingestellt. Am 3. November 1932 zogen der Hengst Jasir, neun Stuten, drei
Hengst- und vier Stutfohlen, insgesamt 17 Vollblutaraberpferde, aus dem Scharnhauser Park ins Haupt- und Landgestüt Marbach auf die
Schwäbische Alb. Seither wird die Herde mit rund 20 Mutterstuten, etwa fünf Hengsten und Nachzucht als Hauptgestütsherde im
Sinne des Testaments Wilhelm I. gepflegt.
Die Familie der Murana I 1808 (Scharnhausen-Weil)
Die Linie der Stammstute Murana I spaltet sich auf in einen asilen und einen nicht-asilen Zweig. Die asilen Vertreterinnen sind die1995
geborene Schimmelstuten Saadawi von Nami aus der Sachida (Nasrodin x Sandara) und Sarafine von Ish Allah a.d. Sarina (Nami x Sachida).
Im nichtasilen Zweig der Stutenfamilie der Murana I sind die Stuten Dumjeh, Dukna und Shaykhah Bint Shahra hervorzuheben, ihre Linie war
bereits nicht mehr asil - mangels asilen Hengsten - aus Weil auf die Alb gekommen. Diese Linie wird im Gestüt weiterhin gepflegt
werden, weil sie äußerst rittige, typ- und charaktervolle Pferde hervorbringt, zum Beispiel den hoch dressurveranlagten Dschehim
v. Pamir u.d. Dschihan v. Nasrodin aus der Weltchampionesse Dschaddah.
Die Familien der Moheba I 1951 und der Nadja 1955 (beide El Zahraa-Ägypten)
Die Familien der beiden ägyptischen Stuten Nadja und Moheba I sind über ihre gemeinsame Vorfahrin Farida aus dem Stamm der
Dahman Shahwan miteinander verwandt und können so optimal miteinander verpaart werden. Farida stammte aus dem berühmten
Manial-Gestüt des Prinzen Mohamed Aly in Roda, Ägypten. Jüngstes erfolgreiches Beispiel der Verpaarung der beiden Familien
sind zwei Töchter der Nari (v. Motassem u. d. Noha v. Hadban Enzahi), die aus der Anpaarung mit NK Bolbol zwei typvolle Rappstuten
brachte, die 2004 und 2005 geborenen Stuten Napirai und Namije.
Der Familie der Moheba I entstammen zehn Elitestuten des Verbandes der Züchter des Arabischen Pferdes e.V. (VZAP), zwei weitere
Elitestuten führen dieses Blut. Im Hauptgestüt Marbach soll dieses Blut wieder verstärkt in die eigene Zucht
einfließen. Innerhalb der Familie der Moheba I wird im Hauptgestüt Marbach seit einigen Jahren unter Blutanschluss an die
bedeutende Stute Halima verpaart. Ihre beiden einzigen Nachkommen in El Zahraa, Ansata Ibn Halima und Moheba I, hatten weltweiten Einfluss
auf die Ägypterzucht.
Das Gestüt bemüht sich wieder mehr arabischen Typ unter Beibehaltung der Rittigkeit und Leistungsfähigkeit, sowie des
ausgeglichenen Charakters in der Araberherde zu verankern. Dies innerhalb der Familie der Farida zu erreichen, dauert aber unter
Umständen wesentlich länger als mit "Modehengsten" eine schnelle F1-Generation zu produzieren, deren Erbgut zur Aufspaltung
neigt.
Beschäler in der Hauptgestütsherde
Das Gestüt setzte in den letzten Jahren folgende Fremdhengste ein:
LV Lahab v. Al Lahab u.d. Jamila v. Ibn Jamil
Sl Sidi Rayyan v. Turki Al Rayyan u.d. Simeon Sefirot
Madkours Impuls v. Madkour Impuls u.d. Imperia v. Shagar
KP Maryoom v. Hakeel Ibn Kaysoon u.d. Mofida v. Idrees
NK Bolbol v. Salaa El Dine u.d. Sanana v. Nahaman
Ikhnaton v. El Thay Ibn Halim Shah u.d. Moniet Mofisa v. Kasr El Nil
Insh Allah v. Asshal Al Rayyan u.d. India v. Siam
DF Malik Jamil v. Hafid Jamil u.d. Amouva v. Maysoun
Mahadin v. Madkour I u.d. Mahameh v. Ibrahim
Amurath Muntahi v. Amurath Baikal u.d. Mosila v. Penthagonn
Farag II-3 v. Farag II u.d. 204 Ghalion v. Ghalion
Al Najma Ovid v. Ansata Sinan u.d. Orayana v. Maysoun
Mahadin führt das Blut der Halima über die Malacha-Töchter Moheba II und Malikah sehr konzentriert und ist dennoch nicht
zu eng mit der eigenen Linie verwandt. Er wird an gut durchpigmentierte Stuten angepaart.
Farag II-3 ist einer der letzten asilen Vertreter der Weiler Linie des Amurath 1881 (auch Amurath-Weil genannt), den er gleich viermal
im Pedigree führt. Er wurde 2009 an die asilen Weiler Stuten angepaart.
Zudem decken die eigenen Hengste:
Nahdmi v. Serenity Habib u.d. Nasseb v. Gharib
Naoufil v. Mahadin u.d. Namije v. NK Bolbol
Musab v. NK Bolbol u.d. Maaza v. Serenity Habib
Nastaran v. Pasat u.d. Nusra v. Ansata Abbas Pasha
Dschehim v. Pamir u.d. Dschihan v. Nasrodin
Said v. Pamir u.d. Sadana v. Saher
Mamlakee v. DF Malik Jamil u.d. Maaza v. Serenity Habib
Schönheit und Leistung
Das Haupt- und Landgestüt Marbach führt die Zucht des arabischen Pferdes in der Tradition König Wilhelm I. fort. Ziel ist
es, mit In- und Linienzucht auf bewährte Vererber unter Erhaltung des reinen Wüstenblutes Pferde zu züchten, die die
Vorzüge des Wüstenarabers in sich vereinen: Härte, Leistungsbereitschaft, Genügsamkeit, Leistungsvermögen und
Rittigkeit sowie ausgeglichenen Charakter, Trockenheit und Schönheit.
Das Haupt- und Landgestüt Marbach setzt hohe Maßstäbe in der Leistungsprüfung und Selektion seiner Zuchtpferde,
insbesondere in den Merkmalen Rittigkeit, Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft. Die Hengstleistungsprüfung ist seit Jahren
Pflicht für alle gestütseigenen Hengste, die Stutenleistungsprüfung seit 2008 Pflicht für Jungstuten, die in die Herde
remontiert werden sollen. Alle Stuten in der Hauptgestütsherde sind angeritten, einige auch gefahren. Alle Marbacher Hengste werden
täglich unter dem Sattel trainiert, einzelne Hengste sind erfolgreich im Distanzsport gestartet. Dass die Marbacher Hengste nicht nur
innerhalb der Araberzucht, sondern vermehrt von Sportpferdezüchtern nachgefragt werden, zeigt, dass die Araberzucht im Haupt- und
Landgestüt Marbach auf dem besten Wege ist, an die Erfolge König Wilhelm I. anzuknüpfen.
(Text: Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, Stand: Anfang 2014)